Illegale Minijobs in deutschen Haushalten boomen

Illegale Minijobs in deutschen Haushalten boomen

Eine Haushaltshilfe zu beschäftigen, die putzt oder sich um die älteren Mitglieder der Familie kümmert, ist beliebt. Die Haushaltshilfe anzumelden, hingegen weniger. Illegale Minijobs sind zwar ein Problem, aber die bürokratischen Probleme, die dahinterstecken, sollten keine Ausrede sein. Geschätzt gibt es in neun von zehn Haushalten illegale Minijobs, zumindest ist dies das Ergebnis einer neuen Studie, die vom Institut der Deutschen Wirtschaft veröffentlicht wurde.

Mehr als 90 Prozent

Nicht alle Senioren können sich damit abfinden, in einem Altenheim oder einer Alten-WG zu wohnen. Sie wollen ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen, in der sie vielleicht schon seit Jahrzehnten wohnen. Zur Unterstützung der täglichen Arbeit wird daher eine Haushaltshilfe engagiert, die jedoch nur in seltenen Fällen auch angemeldet ist. Illegale Minijobs sind seit vielen Jahren ein Thema, denn sie sind weder angemeldet noch krankenversichert. Geschätzt liegt die Zahl bei mehr als 90 Prozent. Beide Seiten haben somit große Probleme, denn ein privater Arbeitgeber, der jemanden ohne Registrierung für sich arbeiten lässt, riskiert ein hohes Bußgeld. Die illegal beschäftigten Haushaltshilfen haben keine Renten- und auch keine Urlaubsansprüche, dazu kommt noch, dass dem Staat durch illegale Minijobs Millionen an Steuergeldern entgehen.

Keine richtige Arbeit

Nicht selten arbeiten Haushaltshilfen über viele Jahre hinweg illegal. In diesem Zeitraum entsteht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ein Vertrauensverhältnis, trotzdem sind viele Arbeitgeber nicht bereit, eine vertragliche Verpflichtung einzugehen. Sie sind der Meinung, dass ein privater Haushalt kein „richtiger Arbeitsplatz“ ist. Demzufolge sind Lohnfortzahlungen im Falle einer Krankheit oder während des Urlaubs der Hilfe eine sowohl ungewohnte als ungewollte Verpflichtung. Auf der anderen Seite ist es für sehr viele Haushaltshilfen nicht sonderlich attraktiv, Abgaben an die Sozialversicherung zu zahlen, da sie keine zusätzlichen Leistungen erhalten. Sie sind über die Familienversicherung krankenversichert oder können in absehbarer Zeit keine Rente erreichen, die über der Mindestsicherung liegt.

Der Bedarf steigt

Immer mehr ältere Menschen werden heute zu Hause gepflegt, auch, weil sich die Angehörigen keinen Platz in einem Seniorenheim leisten können. In vielen Fällen wird dann eine Haushaltshilfe eingestellt, die kocht, putzt und sich um die Wäsche kümmert. Mit der steigenden Zahl der alten Menschen in Deutschland steigt auch die Zahl der illegal beschäftigten Haushaltshilfen. Experten schlagen jetzt eine Art einfaches Gutscheinmodell vor: Durch Subventionen soll es stärkere Anreize geben, die Haushaltshilfen ordnungsgemäß anzumelden.

Das Problem illegaler Migration

Mit den Gutscheinen soll die sogenannte Schattenwirtschaft in den privaten Haushalten verschwinden und die Haushaltshilfen sollen, wie jeder andere Arbeitnehmer, angemeldet werden. Zunehmend wird dies auch die illegale Migration betreffen, denn Migranten, die ohne gültige Papiere im Land sind, wollen nicht auffallen. Ein Job in einem privaten Haushalt ist hier zwar eine Lösung, profitieren kann davon aber keiner.

Fazit

Wie so oft in Deutschland, gibt es eine Reihe von bürokratischen Hürden, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer nehmen müssen. Genau so etwas schreckt viele ab. Sie wollen nicht endlos Formulare ausfüllen und alle möglichen Papiere beibringen und beschäftigen die Hilfe für den Haushalt daher lieber illegal. Dabei gibt es aber einen Punkt, den die Wenigsten bedenken. Kommt es jedoch zu einem Unfall im Haushalt, dann sollte sich jeder, der einen illegalen Job im Haushalt anbietet, darüber im Klaren sein, dass er für die Kosten aufkommen muss.

Bild: @ depositphotos.com / stockwerk-fotodesign

Ulrike Dietz